Reisezeit: Juni 2022

Hoher Besuch aus Deutschland

Kaum zu glauben, aber nach langer Zeit der Entscheidungsfindung, ist sie tatsächlich eingeflogen – frisch aus Deutschland – das Muddilein 😃 Die längste Zeit, die wir uns nicht gesehen und umarmt haben – und auch generell die längste Zeit, dass ich niemanden aus der Heimat gesehen habe (7 Monate). Das war schon etwas aufregend, sowie unrealistisch zugleich, aber einfach schön, sich nicht nur via FaceTime verpixelt zu sehen, sowie mit Latenz zu hören.

Wir haben sie am Flughafen abgeholt und nach einer kurzen Nacht, Zwischenstopp in Bogotá, ging es am nächsten Tag direkt weiter ins Amazonasgebiet. Zum AMAZONAS!!!! Mal kurz auf der Zunge zergehen lassen, bitte! Wie lange wollte ich hier schon einmal hin? Und auch für Antje war es seit Beginn der Reise ein „MUSS“-Ziel. Wir waren alle sehr gespannt, was auf uns zukommt.

Die Drei mit dem Moskitonetz
Auf alles vorbereitet!

Leider hieß es erneut fliegen, da es sonst keinen anderen Weg nach Leticia gibt. Vor 3 bis 5 Jahren flogen hier nur selten Flieger, aber mittlerweile wohl mindestens drei mal täglich und dann teilweise auch sehr große Maschinen. Es läßt sich nur hoffen, dass der Tourismus hier auch einigen finanziell hilft und nicht die beeindruckende Natur zerstört.

Leticia

Am ersten Abend in Leticia gab es direkt ein Empfangskonzert von Papageien im Sonnenuntergang. Das war wirklich Wahnsinn! Wir haben ja schon einige Male erlebt, wie viele Vögel zum Schlafen in die Parks der Großstädte kommen, aber dieses Spektakel war echt etwas Besonderes!!! Und als wir dann noch mitbekommen haben, dass man oben auf die Kirche gehen konnte, war die Sunset-Romantik perfekt! Der erste Blick auf den Amazonas mit Tausenden von Papageien am Himmel – MEGA!

Am nächsten Morgen hatte ich mir in den Kopf gesetzt, nochmal eben nach Brasilien rüberzufahren – klingt kompliziert? Ist es aber gar nicht. Man kann hier ohne Grenzkontrollen ganz easy nach Brasilien (Tabatinga) oder Peru rüber – nach Peru benötigt man jedoch ein Boot. Dafür war leider keine Zeit mehr. Für Brasilien haben wir einfach ein Tuktuk bestellt, was Muddi und mich dann zwei Stunden rumkutschiert, ein paar markante Punkte gezeigt hat und dann ging’s wieder zurück über die Grenze. Mit dem TukTuk über die Grenze – haha irgendwie schon witzig diese Vorstellung.
Wir haben von einem Aussichtspunkt das Dreiländereck erspäht. Also quasi die Stelle des Amazonas, an dem Peru, Brasilien und Kolumbien ineinanderfließen. Außerdem erzählte uns der Tuktukfahrer, wie hier das Marktprinzip funktioniert – viele Boote kommen aus den Comunidades mit Lebensmitteln, verkaufen oder tauschen sie auf dem Markt in Tabatinga und bringen andere Lebensmittel „nach Hause“. So, wie in guten, alten Zeiten. Wir waren auch noch im kleinen „Zoo“ in Brasilien, der u. a. Kindern dazu dient, etwas über die einheimischen Tiere zu lernen und vor allem, vor welchen sie sich in der Wildnis in Acht nehmen müssen. In allem ein sehr aufregender Vormittag im Amazonas mit einer Kokosnuss in Brasilien zum Abschluss.

Mocagua – La ceiba

Am gleichen Tag sind wir noch tiefer rein ins Amazonasgebiet, nach Mocagua. Unser Boot fuhr zwar erst 30 min später als geplant, aber angekommen sind wir trotzdem. (Die Vorabbuchung wird empfohlen. Darum kümmern sich dann gern auch die Hotels/Hostels.)

Danach kam dann eher die Herausforderung, wie man denn jetzt vom Steg an Land kommt, da hier nur ein paar lose Bretter auf einzelne Holzpfähle gelegt wurden. Zu unserem Glück kümmerten sich unsere Gastgeber darum, die uns bereits am Steg erwarteten. Da fiel der Mama ein dicker Brocken vom Herzen – den Koffer hätten wir vermutlich nur schwerlich rüber rollen können. 😉 Nach ein paar Mal auf den Brettern hin und herlaufen, waren wir jedoch auch darin geübt – auch wenn die Bretter jedes mal anders lagen.🤔 Der herzliche Empfang am Steg, ging im Hotel (La Ceiba) weiter – mit Brot, Acai-Marmelade, Kaffee & Saft fiel jegliche Anspannung ab. Wir hatten alle nur wenig Vorstellung von dem, was uns erwartet, aber die Fotos & Bewertungen hatten nicht zu viel versprochen. Sehr nett und freundlich waren alle hier und eine tolle Umgebung noch dazu!

Die beiden Inhaber haben das alles hier selbst kreiert und erbaut. Wirklich ein tolles Ergebnis mit so viel Liebe und Engagement! 💗

Touren

Direkt am Ankunftstag haben wir uns für eine Nachtwanderung durch den Wald direkt im Ort entschieden. Das Wetter war trocken, das mussten wir ausnutzen, was sich nachträglich auch als sehr weise herausstellte. Aus 1,5h wurden schnell 2 und teilweise waren wir uns unsicher, ob wir noch zurück kommen, aber den Locals hier muss man einfach vertrauen. Die kennen diese Wälder wie ihre Westentasche und das seit Kindesbeinen an. Wahnsinn, welchen inneren Kompass sie teilweise haben. Denn der Wald sieht ganz sicher jede Nacht anders aus – vor allem, da sie sich mit den Macheten immer wieder neue Wege bahnen. Gesehen haben wir: Frösche, Spinnen, Tarantulas, viele viele Insekten, verschiedenen Pflanzen…und Sterne 🙂

Der zweite Ausflug „Avistamiento de aves y delfines“ war mit einem anderen Guide geplant, der via Facebook mehrfach empfohlen wurde. Das Wetter spielte leider nicht so mit. Es regnete schon die ganze Nacht und das nicht wenig. Wir alle waren der Meinung, lieber auf den nächsten Tag zu schieben, aber der Guide kam trotzdem aus dem nächst gelegenen Dorf Puerto Nariño zu uns. Das Internet brach zusammen und wir konnten nicht mehr kommunizieren. So wollte er uns nicht einfach unverrichteter Dinge zurück lassen. Letztendlich sind wir also trotzdem los, in der Hoffnung, es hört bald auf zu regnen – so wie die Einheimischen vorhersagten – so gegen 10 Uhr. Leider war dem nicht so. Dazu kam auch noch, dass die Bootstour bis zum Zielort anstelle gedachten 0.5-1h letztendlich 1,5h dauerte und das mit einem einheimischen Boot geschnitzt aus einem Baumstamm mit recht harten Sitzbänken und einem ohrenbetäubenden Motor. Wir hatten eher die Annahme, es wird ein ruhiger Ausflug…
Mit rosa Delphinen schwimmen konnten wir leider auch nicht – da sie nicht dort waren, wo sie normalerweise sind. Gefunden haben wir sie dennoch, baden war dort jedoch unmöglich, da sie mitten im Amazonas schwammen und der hat heftige Strömungen.
Wir machten aber noch einen kurzen Stop bei einer Ökofarm – wo ein Papagei (Ara) auf unserem Arm gelandet ist. Das war eine witzige Sache, aber eben auch nicht „wild“ – unter Vogelbeobachtungstour haben wir und durchaus was anderes vorgestellt. Sehr schade, da der Guide wirklich viele gute Rezensionen hatte, aber bei uns hat’s halt nur semi gepasst.

Den dritten Ausflug haben wir dann wieder direkt über das Hotel gebucht, da es auch einfacher mit der Kommunikation war. Wir wollten nochmal ein bisschen durch den Regenwald laufen, Tierchen sehen und eine kleine ruhige Bootsfahrt machen. Zu unserer Überraschung gab es diesmal wirklich einen leisen Motor, was echt eine Erleichterung war. Wir fuhren in einen kleinen Fluss um die Ecke namens Mata Mata, wo der Guide dann auch nur noch ganz sanft paddelte, um voranzukommen. So konnten wir die Natur gleich viel mehr genießen, sahen den ein oder anderen Vogel und viele Äffchen, die sich in den Bäumen hier heimisch fühlten. Der Guide sagte, es sei eine Auswilderungsstation für Affen. Der Walk durch den Dschungel war schweißtreibend, aber auch spannend. Wir haben einiges über die dortigen Pflanzen und ihre Funktionen gelernt. U.a. wie der Kautschukbaum aussieht, dass sich mit der Flüssigkeit des Baumes „Sangre del Toro“ jegliche Wunden desinfizieren lassen, wie man früher über einen dicken Baum durch den ganzen Wald kommunizierte und welcher Baum als Wasserquelle dient/e. Wir durften sogar probieren und haben echt aus einem Ast vom Baum „Barrü Árbol“ super klares und leckeres Wasser getrunken. Zu guter Letzt durften wir sogar eine ganze Kakaofrucht mitnehmen, welche wir auf der Rückfahrt genüsslich verspeist haben. Die Früchte kann man nämlich auch wunderbar so essen bzw. lutschen. Sie sind süßlich und beinhalten viel Mineralstoffe & Vitamine. Nur auf den Kern beißen sollte man nicht, dann wird’s bitter 😉

Wenn wir mal nicht unterwegs waren, haben wir uns das leckere Essen vor Ort schmecken lassen oder die tolle Aussicht über dem Amazonasregenwald auf dem Aussichtspunkt genossen. Am letzten Abend hatten wir endlich auch so freie Sicht, dass wir unglaublich viele Sterne sehen konnten. Wirklich unbeschreiblich schön.

Leider war unsere Zeit hier nach 3 Tagen auch schon wieder vorbei und es ging ganz früh zurück nach Leticia, wo wir directamente ins Flugzeug nach Bogotá stiegen. Im Amazonas kann man sich definitiv mehr Zeit nehmen, wenn man schon mal in dieser Region ist. (Ich glaub, das sagen wir bei allen Orten, die uns gut gefallen ;)) Letztendlich kann man nie alles sehen und alle Touren machen, aber man kann es zumindest versuchen. Und es gibt noch jede Menge mehr zu entdecken, auch auf der peruanischen Seite gibt es Touren, die z. B. Bärensichtungen beinhalten oder längere Dschungeltouren mit Übernachtungen. Wenn man kein Problem mit Mücken hat (haha) und sich das volle nächtliche Erlebnis geben will, für den sind diese Adventuretouren sicher genau das Richtige! Aber auch hier empfiehlt es sich, vorab gut zu recherchieren, um letztendlich nicht zu viel zu bezahlen oder gar enttäuscht zu sein von dem, was geboten wird. Und ganz wichtig: Mückenschutz, Mückenschutz, Mückenschutz! Am besten lange, stichsichere Klamotten, Repellent und Malariatabletten (für den Notfall) sollte man dabei haben.

froschi_kneuli
Tips & Tricks

Flüge:
Wenn man auf der kolumbianischen Avianca Seite einen Flug buchen will, benötigt man ein Konto in Kolumbien (oder ggf. Südamerika). Deutsche/Europäische Kreditkarten funktionieren hier nicht. Da auf der europäischen Avianca Seite der Flug aber echt 70€ teurer war pro Nase, haben wir erfolgreichen Support aus Deutschland bekommen, wo es jemanden mit einem kolumbianischer Bekanntschaft gab – Besten Dank hiermit nochmal an Katha + Family :))
Unterkunft:
Amazonas Bed & Breakfast in Leticia
La Ceiba Booking und sie haben eine eigene Homepage
Touren können direkt von der Unterkunft gebucht werden. Wir haben kaum preisliche Unterschiede zu individuellen Touren feststellen können. Sie schicken auch alles direkt nach der Buchung zu.
Hinweise:
Wenn man mehr in einer Stadt sein möchte, ist Puerto Nariño sicher die bessere Option. Von hier sind die Wege oftmals kürzer, aber dafür ist es eben auch nicht sooo grün rund herum.
Von Leticia aus hingegen sind die Wege weitaus länger und man sitzt bei einem Ausflug schon mal 2 x 2h im Boot.