Reisezeit: Januar

Nachdem wir uns in Mexiko gegen eine seehehr lange Busfahrt und für den Flug nach Guatemala entschieden hatten, kamen wir sehr früh morgens am Flughafen in Flores an. Der Flug ins kleine Flores war zwar teurer aber dafür ist Flores auch ein schönerer Start als Guatemala City – haben wir zumindest vorab gelesen.
Auf unsere Bitte hin, hatte unser Hostel ein Taxi arrangiert, dass uns vom Flughafen abholt, da es doch noch eine ganze Ecke Fahrt bis zur Unterkunft war. Auch ein fester Preis war ausgemacht. Und so stand ein fröhlicher Taxifahrer mit sehr klapprigem Taxi vor dem Flughafen und fuhr uns erst einmal zum nächsten Geldautomaten.

Beim Abheben gab es dann schon den ersten Schock. Wir konnten nur einen relativ kleinen Geldbetrag (umgerechnet ca. 200 EUR) abholen und mussten dafür ca. 5 EUR Gebühren bezahlen. Eigentlich sind wir extra bei einer Bank, die im Ausland keine Gebühren erhebt, aber die Banken in dem jeweiligen Land selbst können dies natürlich dennoch tun. Wir hoben also zähneknirschend mit unseren beiden Karten jeweils den Höchstbetrag ab und hüpften wieder in unser Klappertaxi. Dann der zweite Schock. Als wir vor dem Hostel ankamen, wollte der Taxifahrer ungefähr das Doppelte des Preises, der mit der Unterkunft ausgemacht war. Nachdem wir uns konsequent weigerten, war er dann zwar sehr grummelig, aber akzeptierte die Zahlung. Hier waren Doro’s Spanischkenntnisse mal wieder Gold wert.

In einer Ministraße – natürlich den Berg hoch – lag dann auch schon unser Hostel, das uns sehr nett empfing. Es gab eine tolle Dachterrasse mit Blick aufs Wasser und die Frau am Empfang war sehr freundlich. Da wir wegen des frühen Fluges bereits um 4.30 Uhr aufstehen mussten, gönnten wir uns erst einmal ein kleines – nein eigentlich ziemlich großes – Frühstück mit Blick aufs Wasser. Hier konnten wir die kleinen Holzboote beobachten, die als Wassertaxis hin- und herfahren und die Ruhe sowie die entspannte Atmosphäre in diesem Teil der Insel genießen. Die Stadt Flores liegt auf der Insel San Andrés im südwestlichen Teil des Peter-Itzá-Sees und ist mit dem Festland durch einen künstlichen Damm verbunden, auf dem Autos und vor allem auch viele TucTucs zur Insel fahren. Da wir uns direkt zu Beginn in einem neuen Land immer eine SIM-Karte holen, mussten wir genau diese Straße zum Festland gehen, um in eine Tigo-Geschäftsstelle (ein örtlicher SIM-Anbieter) zu gelangen. In Mexiko konnte man noch einfach in einen Minimarkt laufen, sich eine SIM-Karte besorgen und dann selbst aktivieren. Hier in Guatemala mussten wir samt Reisepässe in die besagte Filiale, es wurden Kopien gemacht, wir wurden registriert, die Frau am Schalter stapfte hier hin und dorthin, tippelte auf unseren Handys rum, erfragte Doro was wir für ein Paket wollen und nach einer gefühlten Ewigkeit funktionierte dann zum Glück alles. Was für ein Aufwand. Und so waren Doro’s Spanischkenntnisse allein an einem Tag doppelt Gold wert.

Zurück in der Unterkunft merkten wir zum ersten mal das Hämmern und Bohren der Baustelle, was sowohl das Zimmer als auch die Dachterrasse eher ungemütlich werden ließ. Ab vier Uhr sollte laut Hosteldame jedoch Ruhe sein und so gingen wir noch einmal los, um die kleinen Gassen von Flores zu erkunden und auch festzustellen, dass die Stadt keinesfalls so ruhig war, wie bei unserer Ankunft vermutet. Die Hauptstraße, die sich einmal um die Insel zieht, ist immer voll und laut und bestimmte Ecken der Insel sind voll von Touristen und lauter Musik. Wir waren froh, dass wir in dem ruhigeren Teil untergekommen sind.

Für den nächsten Tag buchten wir in unserer Unterkunft gleich die Sunrise-Tour ins berühmte Tikal – auch wenn es wieder hieß sehr früh aufzustehen – um genau zu sein um 3 Uhr morgens. Wir waren immerhin die Einzigen, die die Tour gebucht hatten und konnten uns somit in dem Shuttle breit machen, was uns ca. 1 Stunde durch die Nacht nach Tikal fuhr.

Tikal war eine der bedeutendsten Städte der Maya und erstreckt sich über ein Gebiet von ca. 65 Quadratkilometern. Ein großer Teil der Gebäude schlummert noch unter der Erde, wurde noch nicht ausgegraben und erforscht. Als wir im Dunkeln in Tikal ankamen und mit unserem Guide durch die Nacht stapften, sahen wir erst einmal nichts außer Spinnen die (unser) Licht reflektierten und Bäume, die uns umgaben. Unterwegs zeigte uns unser Guide interessante Zeichnungen der Maya, die in Stein gemeißelt waren. Dann kletterten wir die vielen Stufen auf den höchsten Tempel, um den Sonnenaufgang über dem Dschungel zu genießen. Da oben war es jedoch ganz schön kühl und wir warteten und warteten, aber die Sonne schaffte es nicht den morgendlichen Nebel zu durchbrechen. Den Urwald dort oben aufwachen zu hören, war dennoch toll.

Auch die weiteren großen und kleinen Tempel, die wir erkundeten, waren beeindruckend, vor allem wenn man daran denkt, dass die ältesten Nachweise der Besiedlung aus 900 v. Chr. stammen. Wir hatten zudem tolle Aussichten auf den Regenwald, konnten Tukane, Nasenbären und andere Tiere entdecken und hatten somit einen tollen Tag vor Ort.

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Zurück im Hostel mussten wir feststellen, dass die Bauarbeiten wieder voll in Gange waren, etwas Schlaf nachholen war also nicht möglich. So erkundeten wir weiter Flores. Wir fuhren mit einem Bötchen auf die andere Seite des Sees, wo wir an einem kleinen Strand baden gingen und den Sonnenuntergang genossen.

Boot Flores
Sunset

Die folgende Nacht wollten wir endlich mal wieder ausschlafen, leider machte uns der Schutzpatron von Flores einen Strich durch die Rechnung. Schutzpatrone werden nämlich gerne mal (wenn vorhanden) mit Kanonenschüssen gefeiert. Wir hatten am Vortag aus der Entfernung schon Kanonen gehört, konnten es jedoch nicht zuordnen und es war auch nicht sonderlich laut. Morgens um 6.45 Uhr mehr oder weniger direkt neben der Kirche, von der die Kanone abgeschossen wird, hört es sich jedoch so an, als würde der Schuss direkt von unserem Dach abgefeuert. Wir standen im Bett! Die Schüsse wurden nun regelmäßig abgefeuert und man erschreckt sich echt jedesmal zu Tode. Das war zu viel für unsere Nerven. Wir suchten uns eine neue Unterkunft auf der anderen Seite des Sees.

Als wir ankamen, dachten wir, das muss das Paradies sein. Wir waren auf einem Grundstück voller Pflanzen gelandet, überall surrten Kolibris herum, wir hatten einen Wahnsinnsausblick auf Flores von der Dachterrasse und eine himmlische Ruhe. Wir entspannten also den Rest des Tages auf der Terrasse, holten ein wenig Schlaf in den Hängematten nach, hörten die leisen Kanonenschüsse aus der Ferne und freuten uns auf eine erholsame Nacht voller Schlaf. Leider wussten wir nicht, dass unser direkter Nachbar besonders gern morgens die Kreissäge anschmeißt. Was solls – immerhin war es bereits 8 Uhr. Wir standen also auf und genossen frische Früchte, Kaffee und kleines Gebäck, ohne das eigentliche Frühstück gebucht zu haben. Der Tag war unspektakulär. Wir schlenderten im Ort herum, lasen in unseren Guatemala Reiseführern, und erfreuten uns an den vielen Kolibris.

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Kolibri
Kolibri
Ausblick auf Flores
Ausblick von unserer Terrasse

Diesen Abend waren wir sicher, dass wir endlich mehr Schlaf bekommen werden. Der nächste Tag war ein Sonntag, da wird die Kreissäge wohl ruhig bleiben. Und so war es auch. Leider wussten wir nicht, dass eine alte Dame nebenan sich entschlossen hatte, ihren 89. Geburtstag feiern. Startzeit: 5 Uhr morgens, mit sehr lauter Musik und viel Bass, der jeden Ohrstöpsel überflüssig machte. Auch ein Kissen auf dem Kopf half nichts. Doro entschied sich fürs Aufstehen, ging auf die Terrasse und schaute sich den Sonnenaufgang an. Von unserem Gastgeber, der auch schon wach war, bekam sie auch direkt ein Käffchen. Kein Wunder, denn er war zu der Feier eingeladen 😀 und zeigte mir direkt Bilder & Videos von der “Party”. Nun ja, wie sagen wir immer so schön: “wir sind ja hier, um was zu erleben, sonst hätten wir nichts zu erzählen ;)” Wir hatten somit immerhin genug Zeit, um zu einem Mirador (Aussichtspunkt auf Flores) und einem Strand in der Nähe zu wandern. Unterwegs sahen und hörten wir die ersten Brüllaffen auf unserer Reise.


Auch wenn Flores und damit auch unser erster Eindruck von Guatemala ziemlich laut war, war es ein schöner Start im neuen Land. Flores ist trotz allem gemütlich mit den kleinen Booten, den Cafés am Wasser, Restaurants und Bars mit Dachterrasse, sowie netten Ecken innerhalb des Städtchens.

Froschi und Kneuli
Tipps & Tricks

Unterkünfte:
Casa Maya Itza eigentlich eine gute Lage, preiswerte Zimmer, eine schöne Aussicht von der Dachterrasse und sehr nettes Personal. Für die Baustelle nebenan (durch die sie selbst Verluste hatten) und die Kanonenschüsse konnten sie nichts. 
Zapote Tree Inn schöne, kleine Oase mit tollem Blick, für Kolibrifans, Inhaber und Personal ebenfalls super. 

Transport: Boote über den See (verschiedene Ausstiegspunkte) in der Regel 5 Quetzal (ca. 60 Cent – abends mehr).

Futter
Cool Beans – superleckeres Frühstück, preislich echt gut, gemütlich und ruhig
Bistro Pureres del Cielo – tolles Konzept: der Chefkoch setzt sich zum Gast an den Tisch, es wird ein wenig geschnackt und er fragt einen, was man alles so mag und möchte. Dann kreiert er ein individuelles Mal. Im vegetarischen Bereich hätten wir uns noch etwas mehr Kreativität gewünscht.

Wenn man vom Zapote Tree Inn zum Supermarkt läuft, ist dort an der Ecke ein kleiner Straßenstand der für (sehr) wenig Geld tolle Tacos und Co. zubereitet. Für Vegetarier bleibt zwar nicht viel, aber wir konnten uns für einen schmalen Taler satt essen, was in Flores, als Touristenmagnet, sonst eher schwierig ist.